Geschlechtliche Vielfalt: Diversgeschlechtliche Geschlechtsidentität

gender-nonkonforme Identitäten
nicht-binär, non-binär, abinär, genderqueer

Was bedeutet diversgeschlechtlich?

„Frauen“ und „Männer“ sind binäre Geschlechtsidentitäten, mit welchen ein gewisser Geschlechtshabitus einhergeht. Am 22.12.2018 wurde in Deutschland das bis dahin binäre Geschlechtersystem um den positiven Geschlechtseintrag „divers“, sowie den negativen Geschlechtseintrag „Kein Eintrag“ ergänzt. Die dritte Option „divers“  ist ein Sammelbegriff für Geschlechtsidentitäten von Menschen welche sich nicht ausschließlich als „weiblich“ oder „männlich“ verorten. Dabei spielen die Körpermerkmale eines Menschen keine Rolle, sondern einzig das eigene Geschlechtsempfinden. Meist wird der Begriff „nicht-binär“ als weiterer Sammelbegriff genutzt.

Diversgeschlechtliche Menschen müssen keinen spezifischen Geschlechtshabitus haben und legen sich meist auch nicht fest. Sie verorten sich ganz individuell, entweder zwischen den binären Geschlechtern „weiblich“ und „männlich“ oder nicht in voller Gänze als „Frau“ oder „Mann“ oder vereinen beide binären Geschlechtsidentitäten in sich oder haben ein eigenes individuelles Geschlecht, fernab der binären Geschlechterordnung.

Eine diversgeschlechtliche Identität kann auch fluide sein. Das bedeutet, dass sich das Geschlecht dieser Person, in bestimmten Situationen oder von Zeit zu Zeit verändern kann – auch zu einem binären Geschlecht. Wie stark ein Geschlecht dabei zum Ausdruck kommt ist ebenfalls ganz individuell, von Person zu Person unterschiedlich.

Häufig nutzen diversgeschlechtliche Menschen genderneutrale Pronomen wie beispielsweise „sier“, „xier“ oder „they“ – allerdings werden auch die Pronomen „sie“ oder „er“ genutzt.

Da die Geschlechtsidentität eines Menschen nichts mit Körpermerkmalen zu tun hat, das Geschlecht eines Menschen nicht zwangsläufig durch das Erscheinungsbild oder das Verhalten erkennbar ist und wir nicht wissen können, welches Pronomen ein Mensch für sich nutzt, empfiehlt es sich stets, Menschen bereits beim ersten Gespräch nach ihrem Pronomen zu fragen.

Was fällt unter den Sammelbegriff „divers“?

„Divers“ ist der Sammelbegriff für den Geschlechtseintrag der dritten Option. Zur weiteren Spezifizierung der Geschlechtsidentität werden bisweilen folgende Begriffe verwendet. Dabei ist zu beachten, dass diversgeschlechtliche Menschen zur Beschreibung ihrer Geschlechtsidentität mehrere Begriffe für sich nutzen können, dies jedoch nicht müssen.

Nicht-binär

Dieser Sammelbegriff für diversgeschlechtliche Menschen hat eine starke Verbreitung durch die Medien erfahren und ist vielen Menschen bereits bekannt. „Nicht-binär“ beschreibt die weiteren Spezifizierungen als Sammelbegriff sehr gut, da dieser Begriff auf den gemeinsamen Nenner aufmerksam macht. Menschen mit dem Geschlecht „nicht-binär“ passen nicht in die binäre Normierung der Geschlechter „Frau“ und „Mann“, da sie beides eben nicht oder nicht in voller Gänze sind oder beide binäre Geschlechter vereinen – jedoch im binären Sinne, beides eben nicht sind.

Genderqueer

Auch dieser, meist im englischsprachigen Raum genutzte Sammelbegriff, muss sich nicht von den weiteren Spezifizierungen abgrenzen, sondern kann diese wie der Begriff „nicht-binär“, beinhalten.

Spezifizierung der Geschlechtsidentität

Diese Begriffe dienen einer genaueren Beschreibung des Sammelbegriffs „nicht-binär“, weisen jedoch ebenso eine gewisse Unschärfe auf wie der Sammelbegriff selbst. Daher dürfen die Spezifikationen nicht als scharfe Grenzziehung verstanden werden, sondern als Ausdrucksmittel, welche sich beliebig kombinieren lassen.

Genderfluid
Dieser Begriff wird von Menschen genutzt, bei welchen sich das Geschlecht, in bestimmten Situationen oder von Zeit zu Zeit zwischen mindestens zwei Geschlechter ändert. Dabei kann sich das Geschlecht beliebig verändern oder sich in einem ständigen Fluss befinden – auch hin zu einem binären Geschlecht.

Genderflux
Dieser Begriff wird von Menschen genutzt, bei welchen sich das Geschlecht, in bestimmten Situationen oder von Zeit zu Zeit, in der Intensität ändert. Dies bedeutet, dass sich das Geschlecht selbst, in der Präsenz seiner Empfindung und Wirkung, verändert.

Fluidflux
Dieser Begriff wird von Menschen genutzt, deren Geschlecht sowohl fluid als auch flux ist. Dabei kann eine fluide oder fluxe Veränderung unabhängig voneinander sein oder parallel laufen.

Bigender / Trigender
Dieser Begriff wird von Menschen genutzt, welche zwei Geschlechter haben. Häufig entsprechen diese der binären Geschlechterordnung von „Frau“ und „Mann“, jedoch sind auch andere Kombinationen wie beispielsweise „weiblich“ und „agender“ möglich. Dabei kann die Geschlechtsidentität fluide sein oder es können beide Gender zeitgleich zum Ausdruck gebracht werden. Bei trigender Personen erweitert sich das das Spektrum um ein weiteres Geschlecht.

Polygender (viele) / Pangender (alle)
Dieser Begriff wird von Menschen genutzt, welche sich vielen oder allen Geschlechter zugehörig fühlen und diese in sich vereinen. Dabei legen sich diese Menschen auf kein spezifisches Geschlecht fest.

Androgyn
Dieser Begriff wird von Menschen genutzt, welche sich in beide binäre Geschlechter „Frau“ und „Mann“ verorten. Der Begriff setzt sich aus den altgriechischen Wörtern andros „Mann“ und gyne „Frau“ zusammen. Wie viele „weibliche“ und „männliche“ Anteile in dieser Verbindung einhergehen, ist von Person zu Person unterschiedlich. Anders als bei bigender Personen sind diese Anteile jedoch in einer binären Geschlechterordnung zu verstehen.

Demigender
Dieser Begriff wird von Menschen genutzt, welche sich hauptsächlich in einem Geschlecht verorten, sich jedoch zum Teil auch in weitere Geschlechter wiederfinden und diese für sich annehmen. Wie viele weitere Geschlechtsanteile eine demigender Person hat und wie stark diese ausgeprägt sind, ist ganz individuell. Mit dem Begriff „Demi*“ wird zum Ausdruck gebracht welches Geschlecht überwiegt.

Gender-Neutral / Neutrogender
Dieser Begriff wird von Menschen genutzt, welche eine neutrale Geschlechtsidentität haben. Gender-neutrale Menschen verstehen sich zwar in ihrer Geschlechtsidentität als neutral, haben jedoch einen Bezug zu dem Konzept „Geschlecht“ und können auch Anteile anderer Geschlechter haben.

Agender
Dieser Begriff wird von Menschen genutzt, welche eine ungeschlechtliche Geschlechtsidentität haben. Sie können mit dem Konzept von Geschlecht für sich selbst wenig oder nichts anfangen. Daher lehnt ein Teil der agender Personen den Begriff „Geschlecht“ für sich selbst ab. Jedoch sind auch hier Kombinationen wie beispielsweise „agender-fuidflux“ möglich.

Teilen auf:

Weitere interessante Artikel

Gesundheitsversorgung, Recht und Realität: Ein stilisiertes Maskottchen mit großer blütenförmiger Kopfform steht vor dunkelviolettem Hintergrund. Die Figur trägt einen weißen Arztkittel und ein Stethoskop. Der Ausdruck wirkt fragend. Rechts schwebt ein Fragezeichen in derselben Magentafarbe wie die Blütenform.

Gesundheitsversorgung für TIN*-Personen: Recht und Realität

Ein Jahr nach Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes zeigt sich eine widersprüchliche Realität. Die rechtliche Anerkennung wurde vereinfacht. Die Gesundheitsversorgung für TIN-Personen bleibt ein Problemfeld voller Diskriminierung und bürokratischer Hürden. Das Selbstbestimmungsgesetz: Fortschritt mit Grenzen Das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) hat seit November 2024 die Änderung von Geschlechtseintrag und Vornamen erheblich erleichtert. Laut Bundesinnenministerium

Weiterlesen »
Karte von Nordamerika und Europa in vereinfachter, flächiger Darstellung. In den USA steckt eine große Pinnadel. Mehrere rote Linien führen von dieser Nadel zu mehreren Pinnadeln in Europa. Die Farben sind kräftig, überwiegend Pink, Lila und Rot.

US-Bericht gegen trans* Versorgung: Hintergründe, Netzwerke und Fakten

Im November 2025 veröffentlichte das US-Gesundheitsministerium (HHS) unter der Trump-Administration ein Papier mit dem Titel „Treatment for Pediatric Gender Dysphoria“. Der Bericht warnt eindringlich vor der medizinischen Versorgung von trans* Jugendlichen und fordert drastische Einschränkungen. Das Dokument wirkt auf den ersten Blick wie eine neutrale, staatliche Empfehlung und hat das

Weiterlesen »
Handwerkszeug für die Arbeit mit transgeschlechtlichen und geschlechtsdiversen Menschen mit Transitionswunsch am 30. Januar 2026 - Eine Fotbildung für psychotherapeutisch Tätige Personen

Handwerkszeug für die Arbeit mit transgeschlechtlichen und geschlechtsdiversen Menschen mit Transitionswunsch – Fortbildung am 30.01.2026

Fortbildung für psychotherapeutisch tätige Personen Durchgeführt von Cornelia Kost, Adan Geißendörfer und Flora Buczkowski. In dieser Fortbildung soll ein Beitrag dazu geleistet werden die Versorgungslücke zu schließen, indem Sie befähigt werden transgeschlechtliche Menschen effizient in ihren Prozessen zu begleiten. Für wen ist die Fortbildung geeignet? Psychotherapeutisch tätige Personen mit und

Weiterlesen »
Antragstellung XXII. Qualitätszirkel Psychotherapeut*innen: Zu sehen das Logo der dgti und das Logo des Qualitätszirkels Psychotherapeut*innen

XXII. Antragstellung für geschlechtsangleichende Maßnahmen bei Krankenkassen – Wege, Unterstützung und Optionen bei Ablehnung

Einladung zum 22. Qualitätszirkel Psychotherapeut*innen am 29.11.2025 Inhalt: Wir besprechen wichtige Formalia zur Antragstellung von geschlechtsangleichenden Maßnahmen auf Basis der Begutachtungsanleitung des Medizinischen Dienstes, sowie Handlungsoptionen bei Ablehnung. Zudem wird es um die Zusammenstellung von Gründen für Rückfragen des Medizinischen Dienstes auf Basis der Erfahrungen der dgti gehen. Referierende Personen

Weiterlesen »
Logo der dgti e.V.

Spenden Sie für unsere Arbeit

Datenschutz
, Inhaber: (Firmensitz: Deutschland), verarbeitet zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in der Datenschutzerklärung.
Datenschutz
, Inhaber: (Firmensitz: Deutschland), verarbeitet zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in der Datenschutzerklärung.